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Systema \\ Geschichte
Wie entwickelte sich die Kampfkunst Systema?
Kampf und Verteidigung gehören zum menschlichen Handlungsrepertoire. Überall auf der Welt entwickelten sich während Jahrhunderten verschiedene Kampfstile. Viele Faktoren beeinflussten die Traditionen des Kampfes: Äussere Bedingungen wie geografische und klimatische Voraussetzungen des Landes spielten dabei eine ebenso grosse Rolle wie die körperlichen Eigenschaften und die Mentalität seiner Bewohner. Davon ausgehend entwickelten sich Kultur und Religion; historische Ereignisse gaben den Kampftraditionen weitere Impulse.
Russland ist von einer enormen Vielfalt geografischer und klimatischer, aber auch religiöser und kultureller Bedingungen geprägt. Ein kompromissloser Freiheitsdrang sowie ein tiefes Misstrauen gegenüber definierten Strukturen zeichnen die Bewohner aus. Kriege gab es sehr häufig in der Geschichte des Landes. Die Russen begegneten ihren zahlreichen Feinden in der Schlacht mit Mut und guter körperlicher Kondition. Mit der Zeit entwickelten sich verschiedene Methoden der Kriegsführung, die an das kontinentale Klima und an die Topografie angepasst waren: Mit extremer Hitze im Sommer oder beissender Kälte im Winter musste ebenso umgegangen werden wie mit flachem oder bergigem Gelände. Doch wie sollte die eigene zahlenmässige Unterlegenheit ausgeglichen werden und wie passte man sich am besten den unterschiedlichen Kampfstilen der Gegner an? Angesichts dieser grossen Herausforderung entwickelte sich eine genuin russische Art zu kämpfen: kreativ, intelligent, effektiv und vielseitig einsetzbar. Natürliche und freie Bewegungen waren dafür unabdingbare Voraussetzungen: Der russische Stil folgte keinen festgeschriebenen Regeln oder Strukturen. Anders wäre es in der Praxis auch gar nicht möglich gewesen: Russland hatte kein stehendes Heer für den Ernstfall – der Unterhalt wäre viel zu kostspielig gewesen. Die meisten russischen Krieger waren keine ausgebildeten Soldaten. War eine Schlacht geschlagen, kehrten die Krieger auf ihre Felder zurück und nahmen dort ihre tägliche Arbeit wieder auf. Ein spezielles Kampftraining wäre für diese Bauernsoldaten allein zeitlich gar nicht möglich gewesen und so verbanden sie eben das, was sie im Alltag taten, mit dem, was in der Schlacht nötig war. Auf diese Weise praktizierten sie täglich und entwickelten ihre Kampfkunst weiter. Es gelang ihnen ausserdem, ihre Kampfpraxis mit bereits kulturell bestehenden Festen zu verbinden: Vor allem während Festtagen und Messen wurden kämpferische Spiele und Übungen durchgeführt. Faust- und Ringkämpfe, Stock- und Messerkämpfe zwischen Einzelnen oder Gruppen (mit bis zu 10`000 Teilnehmern wie zum Beispiel in St. Petersburg) fanden statt und gehörten zur russischen Festtagskultur.
Knaben begannen oft schon im Alter von zwei Jahren mit ihrem ersten Training und lernten dabei den Umgang mit (Spielzeug)waffen. Bereits mit vier Jahren erhielten sie Reitunterricht. Zehnjährige Jungen sollten den Umgang mit Holzwaffen in Grundzügen beherrschen, während man von Zwölfjährigen erwartete, dass sie die Kampftechniken ohne Waffen anzuwenden wussten. Im Lauf der folgenden Jahre lernten die Heranwachsenden immer neue Fertigkeiten: Schwimmen, tauchen und sich in Notsituationen zu helfen wissen gehörten ebenso dazu wie strategische Grundkenntnisse. Im Alter von 18 Jahren wurden die jungen Männer in all diesen Fertigkeiten geprüft. Aufgrund dieser umfassenden Erziehung, ihrer Loyalität und ihrer generell sehr guten körperlichen Verfassung waren die Kämpfer in der Vergangenheit nicht nur in Russland selbst sehr hoch angesehen, sondern auch international überaus begehrt: Beispielsweise zogen sie auf arabischer und griechischer Seite in den Krieg – ein Zeichen für die Flexibilität dieser Männer.
Nach der Oktoberrevolution von 1917, als das kommunistische Regime an die Macht kam, gerieten diese althergebrachten Kampfformen bald in Vergessenheit – jeder, der die traditionelle Kultur lehrte, wurde bestraft. Allein die Eliteeinheiten der russischen Streitkräfte kämpften noch auf diese Weise und perfektionierten die Bewegungen. Die Techniken des Kampfes, die Verteidigungstaktiken, die Philosophie, das vorhandene Wissen und die Überlebenstaktiken wurden zusammengefasst und wie durch ein Brennglas gebündelt.
Erst ab den 1990er-Jahren wurde Systema überhaupt im Westen wahrgenommen. Russische Ausbilder machten diese Kampfkunst nach dem Zusammenbruch der UdSSR weltweit bekannt, sodass die altrussischen Kampfsysteme heute überall auf der Welt praktiziert werden.
Erweitert, optimiert und wissenschaftlich belegt wurde Systema durch die im 20. Jahrhundert durchgeführten Untersuchungen in Bereichen der Mechanik, Physik, Medizin, Psychologie usw. Beispielhaft seien hier folgende Wissenschaftler aufgeführt:
- I.V. Pavlov - Nervenuntersuchungen / Gesetzmässigkeiten
- V.M. und D.V. Kandibovih - psychische Zustände
- Kovalenko / Bernstein - biomechanische Gesetze
Die Verteidigungselemente in Systema gleichen denen anderer Kampfkunstmethoden (Würfe, Schläge, Hebel). Der Unterschied liegt jedoch in der Lehrmethodik und Anwendung.
Systema verbindet die jahrhundertealte Erfahrung der ostslawischen Völker mit den wissenschaftlichen Untersuchungen der Neuzeit. Zusammengefasst kann die Entstehungsgeschichte in folgende Entwicklungsperioden gegliedert werden:
- Stammesperiode
- Nordperiode (9. bis 13. Jahrhundert)
- Ost- / Südperiode
Die Zeit der Mongolen und Tataren, der Kämpfe der Kosaken gegen Djingis Khan, des Einflusses des Ostens: dort fanden sich vergleichbare Systeme der Lebensenergie - bekannt als KI oder CHI (im Bauchbereich - HARA). Die slawischen Völker verlegten den Sitz des Ki/Chi aus dem unteren Bauchbereich in den Solarplexus. - Westperiode (Anfang des 17. Jahrhundert)
Proportional zu der Abnahme der ostasiatischen Stile nimmt der Einfluss des Westens zu (Entwicklung der Feuerwaffen). - Globaleperiode (Anfang des letzten Jahrhundert, Oktoberrevolution)
Die weitere Entwicklung, basierend auf Biomechanik und Psychophysiologie, wird nur innerhalb der russischen Spezialeinheiten f ortgesetzt. - Universalperiode
Diese Entwicklung und Verbreitung nimmt nach dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 ihren Lauf. Die Autonomie im Denken und Handeln des einzelnen Menschen rückt in den Vordergrund. Systema wird als umfassendes Verteidigungssystem verstanden, das neben den Verteidigungstaktiken und Formen (Prinzipien) genauso Gesundheit und Kondition im Rahmen des rationalen Bewusstseins einschliesst. Weitere Entwicklungen und Interpretationen sind vor allem persönlicher Ausdruck verschiedener Instruktoren. Zu den wichtigsten gehören: - Stil, M. Ryabko, V. Vasiliev (RMA)
- Stil, A. A. Kadotschnikova
- Stil, R.O.S.S. (Gründer General A. Retuinskih)